Auf einem Hügel im mittleren Istrien über dem Tal der Mirna liegt die Stadt mit dem am besten erhaltenen Befestigungssystem in Istrien. Schon in urgeschichtlicher Zeit erkannten die Menschen die Annehmlichkeiten des Lebens auf der ebenen Stelle oben auf einem Hügel und errichteten daher dort eine Siedlung. Welche Bedeutung die Stadt damals hatte, wissen wir nicht. Doch wie sie sich entwickelte, können wir aus einem Dokument aus dem Jahr 804 entnehmen, als der Bericht des Parlaments von Rižana verfasst wurde. Neben zahlreichen Problemen, die die Vertreter der istrischen Städte bei der großen Versammlung am Fluss Rižana vortrugen, ging es auch um Steuerabgaben an Byzanz. Die Höhe der Steuer hing von der wirtschaftlichen Macht der Städte und Siedlungen ab. Nach den Abgaben stand Montovun gleich hinter Pula, Poreč und Rovinj. Nach der wirtschaftlichen Macht, die Motovun im Frühmittelalter besaß, ist die Zahl der materiellen Zeugnisse dieser Zeit unglaublich klein. Es wurden erst einige Fragmente von Kircheneinrichtungen gefunden. Eines davon ist in eine Wand eines der Cafés von Motovun eingemauert.
Es lohnt sich dies zu besichtigen!
Die Stadt wurde bis zum 12. Jahrhundert von den Patriarchen von Aquileia verwaltet. Danach übernahmen sie die Görzer Grafen. Nach ersten Mauern und Gebäuden (Rathaus, alte Loggia, Kirche mit Glockenturm) kann man annehmen, dass es im 13. Jahrhundert als Handwerks- und Handelszentrum mit einer befestigten Zitadelle bestand. Das Rathaus, ein romanischer Bau aus dem12./13. Jahrhundert, wurde soweit erhalten, dass noch immer die Spuren der zugemauerten Fenster deutlich zu sehen sind. Am Eingang in den mittleren Teil der Stadt, auch heute noch in derselben Funktion – befinden sich die Räumlichkeiten der Gemeinde von Motovun.
Im Jahr 1278 übernahm Venedig ganz die Herrschaft. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt schneller. Die Unterstadt Borgo entstand, die mit neuen Mauern geschlossen wurde. Auch die Qualität des Lebens nahm zu, so dass es dort schon im Jahr 1331 eine Apotheke und einen Arzt gab.
Im 15. Jahrhundert wurde Motovun eine Grenzbefestigung zwischen zwei Großmächten, zwischen der Venezianischen Republik und der Grafschaft von Pazin. Dank dieser neuen Funktion, seiner strategischen Lage und seiner Position am schiffbaren Fluss Mirna, ermöglichte dies eine lebendige Handelstätigkeit und festigte so den Status einer der bedeutendsten istrischen Städte. Das Verteidigungssystem wurde ausgebaut, gefolgt von intensiver Bautätigkeit von Kirchen und Wohngebäuden. Die Stadt wurde auch am östlichen Abhang erweitert. Der Vorstadtteil Gradiziol entstand. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche des Hl. Anton von Padua gebaut, etwas später im Jahr 1521 wurde der Bau der Kirche und des Glockenturms der Hl. Jungfrau Maria vom Tore fertig gestellt, deren Hauptaltar die bekannte Werkstatt von Paulo Campse gestaltete. Das war eine der beliebtesten Holzschnitzerwerkstätten der Renaissance in Istrien. Im Jahr 1584 begannen die Franziskaner mit dem Bau der Kirche der Seligen Jungfrau Maria dei Servi. Dieser Bau wurde, wie schon der Name sagt, von den Serviten beendet.
Auch die Zitadelle im Zentrum änderte ihre Funktion. An Stelle der alten Zitadelle wurde zwischen 1580 und 1614 eine dreischiffige Kirche des Hl. Stephans mit Charakteristiken der Spätrenaissance errichtet. Zwischen ihr und dem Rathaus entstand ein großer Platz mit mehreren Trinkbrunnen. Wenn wir auf den Platz kommen, befinden wir uns über einer großen städtischen Zisterne, die ganz Motovun mit Trinkwasser versorgte. Der ständige Umbau und die Verstärkung der Stadtmauer, angeregt durch die neue Stellung und den Status der Stadt, brachte schließlich ein mehrfaches Befestigungssystem zu Stande. Der mittlere Ring mit dem monumentalen Tor im Westen und den Verteidigungstürmen an exponierten Positionen ermöglichten eine vergrößerte Promenade. Der zweite Mauerring, durch den man durch einen monumentalen Durchgang neben dem Rathaus gelangt und wo heute ein kleines Lapidarium eingerichtet ist, umfasste einen Teil des Borgo, Barbacan und Gradiziol. Neben dem zweiten Mauerteil baute man noch einen dritten dazu, um auch den restlichen Teil des Borgo zu umfassen. Mit dieser Einteilung der Durchgänge durch den ersten und zweiten Mauerring entstand ein kleiner verlängerter Platz, an dessen Ende ein neues Rathaus errichtet wurde.
Wenn wir auf diesem Platz stehen und uns die Umgebung anschauen, bemerken wir einen ungewöhnlich dichten Wald rechts des Flusses Mirna. Es ist der Motovuner Wald. Das Holz aus diesem Wald war in Venedig sehr geschätzt, weil die heimischen Bäume der leicht geneigten Stieleichen und anderer für den Bau der Schiffsrümpfe venezianischer Schiffe genutzt wurden.
Ende des 18. Jahrhunderts, als sich nach dem Fall der Republik Venedig, die Lebensbedingungen änderten, entstand die Vorstadt Rialto. Die Bedeutung Motovuns nahm danach ab.
Die Stadt hatte eine wichtige Funktion auf der Trassenführung der Parenzana. Die Revitalisierung der Stadt begann erst in der Neuzeit mit der Profilierung als Haupttourismuszentrum Istriens mit zahlreichen internationalen Veranstaltungen. Das Motovuner Filmfestival ist das bekannteste.