Sunday, April 15, 2012

Oprtalj / Istrien


Mit Mühe finden wir für Oprtalj / Istrien, eine weitere befestigte Stadt auf einem Hügel, eine attraktive Einführung. Wie sie in ihrer Blütezeit anziehend war, so ist sie jetzt ungerechter Weise vernachlässigt. Bei Touristentouren, die eine mittelalterliche kleine Stadt mit Attraktionen suchen, wird die Stadt meist ausgelassen. Die Entwicklung dieser Stadt unterscheidet sich jedoch nicht von der anderer Städte dieser Art. Auch hier kann man auf Grund der urgeschichtlichen Keramikfunde schließen, dass eine Siedlung auf dem flachen Hügel an der Nordseite des Tales des Flusses Mirna entstand. Das Leben fand dort in der Antike ihre Fortsetzung. Für die Spätantike an der Schwelle zum Mittelalter kann man mit Sicherheit annehmen, dass sich die Bevölkerung auf der Flucht auf der leicht zu schützenden Erhebung ansiedelte. Danach wurde daraus ein Kastell des fortgeschrittenen Mittelalters. Als Castrum Portulense wurde es in schriftlichen Quellen zum ersten Mal 1102 erwähnt, als es formell von den Patriarchen von Aquileia verwaltet wurde. Die erhaltenen Bauten aus dieser Zeit beschränken sich auf Überreste von Abwehrmauern und Teile der Pfarrkirche des Hl. Georg, die in der unteren Zone der nördlichen Mauer zu erkennen sind. Die Venezier eroberten Oprtalj im Jahr 1421 und schlossen es in das Abwehrsystem ihrer Besitzungen in Istrien ein.


Das beeindruckendste Zeugnis der Befestigung und der Erweiterung der Mauer ist auf jeden Fall der Turm des Stadttores. Genau so wichtig ist der quadratische Turm unterhalb des Gebäudes des Pfarramtes. Später wurde er in ein Wohngebäude umgewandelt. Innerhalb der Mauern wurde eine Loggia unweit vom Zugang der Stadt errichtet, ein Kornspeicher auf dem zentralen Platz und statt der alten Pfarrkirche begann man mit dem Bau einer neuen dreischiffigen mit einem Kreuzrippen- und Stirngewölbe ausgestatteten Kirche, wie auch mit einem tief liegenden polygonalen Sanctuarium, dessen Elemente die Bildhauer oder Steinmetze aus Kranj verzierten. Das Besondere ihrer Reliefs hört nicht mit den Heiligendarstellungen auf. Man kann auch  profane Gestalten – Ritter, Waldmenschen Förster, einen Schwarzen – erkennen. Die Kirche wurde 1526 geweiht in der Zeit, als in den anderen Städten schon längst Renaissancegebäude errichtet wurden. So war das Beharren auf dem bereits überwundenen Stil der Gotik ungewöhnlich. Nicht einmal zehn Jahre später wurde eine Kirche errichtet, die des Hl. Rochus, die vom Meister Anton aus Kašćerga ausgemalt wurde, der nicht wußte, dass sie sich in den nächsten Jahrhunderten in ein Mausoleum der reichen Familien aus Oprtalj verwandeln würde.

Neben der Pfarrkirche wurde im Jahr 1471 das Rathaus errichtet. Dasselbe Jahr führte Meister Klerigin der Dritte aus Koper als Zeitpunkt der Fertigstellung der Ausmalung der Kirche der Hl. Maria außerhalb der Stadt an. Dort waren außer ihm noch drei andere Künstler tätig. Es ist ungewöhnlich beim Namen eines Meisters noch eine Zahl zu erkennen. Eine derartige Bezeichnung war nur beim Adel üblich. Der Grund dafür ist derselbe Namen von drei verwandtschaftlich in Beziehungen stehenden Meistern aus Koper. Sie waren im selben Gebiet tätig. Die weitere Entwicklung Oprtaljs wurde durch den Bau städtischer Paläste gekennzeichnet, aber auch durch die Ummauerung der Unterstadt. Besonders beeindruckend war der Bau eines Walles. Die Größe dieses Baues können wir begreifen, wenn wir uns die Bastion am Eingang in Oprtalj ansehen.
Einen neuen Aufschwung der öffentlichen Gebäude erlebte Oprtalj erst im 18. Jahrhundert. Damals wurde die Fassade der Pfarrkirche erneuert, der Glockenturm fertig gestellt, das Stadttor umgebaut und auf dem Wall der monumentale Palast Milossa errichtet. Im Jahr 1765 wurde an Stelle der älteren eine neue barocke Stadtloggia, die schönste in Istrien, gestaltet.
In der Umgebung wurden im späten 19. Jahrhundert historizistische Villen gebaut, wie das Haus Timäus neben der Schule oder das Haus Corazza in Livade. In den letzten Jahren bemerkt man, dass der Wunsch besteht sich in Oprtalj anzusiedeln. Daher kann man da und dort mehr oder weniger geglückte erneuerte historische Bauten erkennen.

Besuchen Sie:

Den Ort Čepić und die nahe gelegenen dreischiffige gotische Kirche der Mutter Gottes vom Schnee, wie auch den Ort Zrenj.

Sehenswertes:

Großes Relief des Markuslöwen, der heute in der barocken Loggia ausgestellt ist. Er befand sich am Rathaus, das Mitte des 20. Jahrhunderts zerstört wurde. Das ungewöhnlich anthropomorphe Maul des Löwen zeigt uns, dass er auch von den dort heimisch gewordenen Meistern aus Kranjska gestaltet wurde. Noch früher, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden zwei Kirchen am Platz niedergerissen, die der Hl. Maria der Kleinen und der Hl. Maria Magdalena geweiht waren. Die letzterwähnte Kirche stand beim Rathaus und die der Maria der Kleinen hinter der Pfarrkirche, was bedeutet, dass seiner Zeit auf dem kleinen zentralen Platz von Oprtalj sogar drei Kirchengebäude standen. (revitas.org)